Wie die kleine Seele Sukha, plant jede Seele, bevor sie auf die Erde kommt, ihren Seelenweg. Manche nennen es auch Seelenplan. Darin werden alle Aufgaben und Themen zusammengefasst, die wir uns ausgesucht haben. Es wird festgehalten, welche Erfahrungen und Herausforderungen wir meistern wollen und welche anderen Seelen und Umstände wir dafür benötigen.
Diese Umstände kannst du dir wie eine Wanderung vorstellen.
Deine Seele hat eine Route gewählt, in dem Schwierigkeitsgrad, der dir hilft, alles zu erledigen, was du dir vorgenommen hast. Der Weg kann breit, schmal oder fast unpassierbar sein. Er kann leicht sein, steil aufwärts führen oder auch abwärts. Es kann der direkte kurze Weg sein oder ein langer und manchmal ist auch ein Umweg eingeplant.
Manche Abschnitte liegen im Wald und sind dunkel und schattig und es gibt Passagen, bei denen dir die Sonne warm ins Gesicht scheint. Es gibt Zeiten, in denen alles mühsam ist und nichts so richtig klappt, dass man am liebsten aufgeben möchte und andere, in denen sich alles ganz von alleine fügt.
Je nach Route findest du Rastplätze oder Hütten. Oder du gehst lange Strecken, auf denen du auf dich alleine gestellt bist und keine Gelegenheit zum Rasten hast.
Du packst auch deinen Rucksack passend zu deinem Weg. Leichte Wanderschuhe, weil der Weg überwiegend gut begehbar ist. Oder Bergschuhe und Stöcke. Vielleicht sogar Seil und Kletterausrüstung.
Die Seele plant alles sorgfältig und ist bereit für die Herausforderung. Sie freut sich sogar darauf. Sie weiß, dass sie alles dabeihat, was du brauchst. Und sie weiß, egal was kommt, es ist dein Weg. Es passt.
Beim Sonnen-Engel wird nochmals alles besprochen und dann geht es ab auf die Erde. Voller Vertrauen und Leichtigkeit.
Doch dann kommt das irdische Leben dazwischen…
Du startest. Du bist voller Zuversicht. Die ersten Schritte gehen gut, denn die Seele kennt die exakte Route und erinnert sich auch daran. Auch die ersten Abzweigungen meisterst du mit einem sicheren Gefühl.
Doch dann kommt der Moment, in dem du die Wanderkarte beiseitelegst oder sie irgendwo verlegst. Du hast vergessen, auf dein Bauchgefühl zu hören. Du bist unsicher und fragst jemanden, der dir entgegenkommt, wie du weitergehen sollst.
Und obwohl du spürst, dass dein Weg rechts weiterführt, sagt die Person, links sei schöner, leichter, besser. Und obwohl du irgendwie spürst, dass es nicht dein Weg ist, gehst du los. Denn der andere wird es schon wissen. Er wirkt sicher, er hat diesen Weg ja schon bewältigt.
Und während deine Seele ruft, «lauf rechts!», hörst du auf deinen Kopf, der beschwichtigt:
«Ach, der Weg wird schon stimmen.»
Querfeldein
Plötzlich wird der Weg steiler. Enger. Steinig. Deine Schuhe rutschen, denn sie haben nicht genug Profil für diese Strecke. Dein Proviant ist knapp und weit und breit siehst du keine Hütte.
Du bist müde, hungrig, erschöpft. Und du fragst dich, warum alles plötzlich so mühsam ist. Dein Bauchgefühl schreit: «Falscher Weg!». Doch dein Kopf sagt: «Jetzt bist du schon so weit gegangen, jetzt dreh nicht um».
Und genau so fühlt es sich an, wenn wir nicht auf unserem Seelenweg unterwegs sind.
Nicht weil das Leben dann schlecht ist, sondern weil es für uns nicht passt. Wir haben die falsche Ausrüstung dabei. Es fühlt sich falsch, schwer und anstrengend an. Nicht weil die Aufgabe zu schwer ist, sondern weil sie nicht für uns gedacht war.
Auch auf deinem Seelenweg gibt es anspruchsvolle Passagen. Aber etwas in dir sagt: «Das gehört zu meinem Weg».
Es ist anstrengend, aber da ist eine innere Kraft, die dich das Unmögliche schaffen lässt. Im Rückblick weißt du oft nicht mehr, wie du das überhaupt gemacht hast. Die Antwort lautet: Du warst auf deinem Weg und hattest die richtige Ausrüstung dabei.
Wenn der Körper redet
Wenn du von deinem Weg abgekommen bist, fühlt es sich nicht nur schwer an, sondern du spürst Überforderung. Dein Körper sendet dir Signale. Hier ein paar Klassiker:
• Atemnot, wenn du etwas festhältst, das längst vorbei ist
• Halsprobleme, wenn du etwas aussprechen solltest, es aber nicht tust
• Nacken und Rückenschmerzen, wenn du zu viel trägst, was nicht zu dir gehört
• Brüche, wenn du Situationen oder Beziehungen aufrechterhältst, die innerlich längst zerbrochen sind
Ich habe in meiner Praxis so oft erlebt, dass Beschwerden verschwinden, sobald jemand wieder in Richtung Seelenweg läuft. Sobald sie wieder ihre eigene Route wählen. Nicht die, die jemand anderes empfohlen hat. Nicht die, die der Kopf logisch findet oder bequem. Sondern die, die die Seele schon längst kennt und manchmal auch Angst machen kann.
Und wenn wir ehrlich sind, kennt jeder eine Situation, in der man im Nachhinein sagt: Eigentlich hätte ich es gewusst….
Warum es so wichtig ist, auf deinem Weg zu bleiben
Wenn du nicht auf deinem Weg bist, triffst du auch nicht die Menschen, die für dich vorgesehen waren. Du erreichst nicht die Orte, an denen Hilfe, Unterstützung und Wachstum auf dich gewartet hätten.
Stattdessen ziehst du Begegnungen an, die dich spiegeln und triggern, weil sie dich erinnern sollen: Du bist hier falsch abgebogen.
Der Kopf ist laut, argumentiert, diskutiert, rechnet und zweifelt. Doch die Seele ist ruhig. Sie flüstert. Sie sagt nicht viel, aber wenn man lernt zuzuhören, ist es immer der richtige Weg. Nicht immer angenehm und leicht, aber richtig. Und das ist das Einzige, was zählt.
Wenn du irgendwann spürst, dass dein Leben sich nicht mehr passend anfühlt, irgendetwas stimmt nicht mehr, dann halte inne. Versuche, die Stimme im Kopf zu beruhigen und auf deine Seele zu hören.
Mit etwas Übung wirst du den Unterschied spüren. So findest du deine Wanderkarte wieder und kannst auf deinen geplanten Weg zurückkehren.
Und noch ein kleiner Tipp: Die Opferrolle ist immer fehl am Platz, denn wir haben es ganz alleine ausgesucht.
Ich weiß, wovon ich hier schreibe.
Mein Lebenspartner ist vor viereinhalb Jahren an Krebs erkrankt. Aus dem Nichts, trotz Darmspiegelung zwei Jahre vorher, ohne jeglichen Befund. Nicht einmal ein Polyp. Von den ersten Bauchschmerzen bis zur unheilbaren Diagnose verging nur ein Wochenende, und die erste Notoperation folgte sofort. Der Arzt sagte mir: Die Lebenserwartung ist maximal ein Jahr, vielleicht aber auch nur wenige Wochen.
Da stand ich nun mit zwei Kindern, zehn und vierzehn Jahre alt. Da beginnt man zu funktionieren.
Ich habe meinen Partner versorgt, wenn er Zuhause und nicht im Spital war. Im vierzehntägigen Takt Chemotherapie. Zwei Kinder, die ich auf den Tod ihres Vaters vorbereiten musste. Und dann gab es auch noch meine Praxis…
Meine Klienten fragten mich oft: «Wie schaffst du das alles?»
Es läuft alles nach Plan
Meine Antwort war: «Es läuft nach Plan, auch wenn ich es irdisch beschissen finde».
Wir, als Familie, haben alles in unserer Macht Stehende getan, damit Jörg seinen Weg gehen kann. Egal wie er ausgehen sollte. Wir haben auf ein Wunder gehofft und mussten doch dreizehn Monate später seinen Seelenplan akzeptieren.
Es war eine schwierige Zeit, aber trotzdem hat es sich irgendwie richtig angefühlt. Auch wenn das jetzt total blöd klingt. Wir wussten, dass es von uns allen zu hundert Prozent der Seelenweg war, den wir gemeinsam gehen mussten. Mit der Kraft, die uns zur Verfügung stand, konnten wir als Familie das Beste daraus machen.
Es gibt immer noch täglich Situationen, in denen ich Jörg vermisse und ihn gerne bei mir hätte.
Aber der Glaube an den Seelenweg lässt uns auch schwere Zeiten meistern.